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Was bezwingt chronischen Juckreiz?

<p class="bodytext">Wer chronischem Juckreiz den Kampf ansagt, sollte zunächst nach der Ursache suchen – und die ist nicht immer in der Haut zu finden. Auch internistische oder neurologische Erkrankungen können hinter quälendem Jucken stecken. Behandelt wird in Stufen: Zunächst mit allgemeinen Maßnahmen, dann mit juckreizhemmenden Cremes und Lotionen und zuletzt mit Medikamenten. </p><p class="bodytext"><strong>Akuter oder chronischer Juckreiz </strong> </p><p class="bodytext">Jucken ist ein natürlicher Vorgang, der manchmal durchaus einen Sinn hat: Er warnt zum Beispiel, wenn es zu Kontakt mit Insektengift gekommen ist. Das durch den Juckreiz ausgelöste instinktive Kratzen hilft dann, die hautschädigende Substanz zu entfernen. In anderen Fällen ist Juckreiz eher eine lästige Begleiterscheinung der körperlichen Abwehrprozesse, etwa bei Windpocken oder anderen Infektionen. Klingt die Infektion ab, verschwindet der Juckzreiz in der Regel wieder. </p><p class="bodytext">Anders ist das bei chronischem Juckreiz (chronischem Pruritus). Davon spricht man, wenn der Juckreiz länger als 6 Wochen anhält oder immer wieder kommt. Das ist gar nicht so selten der Fall: Jeder fünfte Erwachsene gibt an, schon einmal darunter gelitten zu haben. Aktuell gehen Expert*innen davon aus, dass 7 von 100 Menschen unter chronischem Juckreiz leiden. Besonders häufig betroffen sind Menschen über 60 Jahre. </p><p class="bodytext">Ursachen für das chronische Jucken gibt es sehr viele. Besonders bei Hauterkrankungen ist Juckreiz eins der Hauptsymptome, allen voran bei Neurodermitis und Urtikaria. Chronischer Juckreiz ist aber auch typisch für eine Vielzahl internistischer, neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen. Beispiele sind </p><p class="bodytext"><ul><li>Lebererkrankungen (dann ist er meist von einer Gelbsucht begleitet) </li><li>Diabetes </li><li>chronische Nierenerkrankungen </li><li>AIDS </li><li>Krebsleiden. </li></ul> </p><p class="bodytext">Auch jede fünfte Schwangere leidet unter Juckreiz. Und nicht zuletzt können Medikamente Juckreiz auslösen. Dazu gehören Antidepressiva wie Citalopram oder Doxepin, Blutdruckmittel wie Clonidin und Doxazosin, Entwässerungstabletten wie Furosemid und Thiazide sowie eine große Anzahl weiterer Wirkstoffe. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Relativ häufig lässt sich trotz intensiver Suche keine Grunderkrankung bzw. kein Auslöser finden. Dann spricht man von einem idiopathischen Juckreiz. </p><p class="bodytext"><strong>Unbedingt zur Ärzt*in! </strong> </p><p class="bodytext">Chronischer Juckreiz ist eine Qual und lässt sich mit einfachen Selbsthilfemaßnahmen oft nicht lindern. Deswegen erscheinen Betroffene meist schnell in der Arztpraxis. Und das ist auch gut so: Weil ernste Erkrankung hinter chronischem Juckreiz stecken können, sollte er immer abgeklärt werden. </p><p class="bodytext">Für die Diagnose hilft eine genaue Beschreibung der Beschwerden. Wann tritt der Juckreiz auf, wodurch wird er ausgelöst, wird er nachts schlimmer, hängt er mit der Einnahme von Medikamenten zusammen? Um der Ärzt*in alle Fragen beantworten zu können, ist ein Beschwerdetagebuch hilfreich. Darin sollte man nicht nur die Auslöser des Juckreizes vermerken, sondern auch die Stärke des Juckens. Dies lässt sich am besten in einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (unerträglich) beschreiben. </p><p class="bodytext"> Auch die Art des Juckens und das dadurch ausgelöste Kratzverhalten können Hinweise auf die Ursache geben. Bei einer Urtikaria reiben Patient*innen die Haut häufig. Starkes Kratzen ist eher typisch für ekzematöse Hauterkrankungen. Eine besonders auffällige Form ist das sogenannte Löffeln: Dabei verletzten die Betroffenen die Haut an der juckenden Stelle mit den Fingernägeln. Es kommt zu knötchenartigen Herden mit zahlreichen Narben. Dieses Löffeln findet sich bei älteren, nierenkranken Menschen, aber auch bei Patient*innen mit Neurodermitis. </p><p class="bodytext">Ist die Vorgeschichte geklärt, geht es mit einer gründlichen körperlichen Untersuchung weiter. Dabei betrachtet die Ärzt*in die gesamte Haut und tastet Lymphknoten und Leber ab. Je nach Verdachtsdiagnose helfen auch Laboruntersuchungen weiter. Manchmal veranlasst die Ärzt*in zudem Ultraschalluntersuchungen oder Röntgenaufnahmen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Regelmäßige Aufzeichnungen helfen nicht nur bei der Diagnose, sondern auch zur Beurteilung eines Behandlungserfolgs. Ein Juckreiz- oder Symptomtagebuch ist als App besonders praktisch. Ein Beispiel zum Herunterladen ist die kostenlose ItchyApp. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 1: Basismaßnahmen plus Antihistaminikum </strong> </p><p class="bodytext">Ist eine Diagnose gestellt, behandelt die Ärzt*in zunächst einmal die Grunderkrankung. Parallel dazu empfehlen Expert*innen folgende Basismaßnahmen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Zur Körperhygiene milde, nicht-alkalische Seifen oder rückfettende Waschsyndets verwenden. Auch Dusch- und Badeöle sind erlaubt, dürfen aber nur einen geringen Anteil an Tensiden erhalten. Nicht zu häufig und zu lange baden, sondern lieber nur kurz mit lauwarmem Wasser duschen. </li><li>Nach dem Waschen die Haut vorsichtig abtupfen und nicht trockenreiben. Das gilt vor allem, wenn eine Hauterkrankung vorliegt. Nach jedem Duschen oder Baden und mindestens ein Mal täglich die Haut mit einer rückfettenden und hydratisierenden Basistherapie pflegen. Dafür verwendete Wirkstoffe sind vor allem Glycerin, Harnstoff (Urea) und Milchsäure. Entsprechende Präparate und eine individuelle Produktberatung gibt es in der Apotheke </li><li>Weiche, luftige Kleidung aus Baumwolle tragen. </li><li>Faktoren meiden, die zur Austrocknung der Haut führen. Dazu gehören z. B. Saunabesuche, Aufenthalt in trockenem, heißen Klima, alkoholische Umschläge oder Eispackungen. </li><li>Mit leichten Baumwollhandschuhen schlafen, um die Folgen unbewussten nächtlichen Kratzens zu mildern. </li></ul> </p><p class="bodytext">Reichen die Basismaßnahmen nicht aus, dürfen Antihistaminika der 2. Generation ausprobiert werden. Sie helfen besonders bei der Urtikaria (einer Unterform des chronischen Juckreizes) und beim atopischen Ekzem. </p><p class="bodytext"> <strong>Tipp: </strong>Auch kalte, feuchte Umschläge helfen gegen Juckreiz. Aber bitte dafür weder Kamille noch Teebaumöl verwenden! Diese Substanzen reizen die Haut und können daher die Beschwerden noch verstärken. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 2: Das Übel an der Wurzel packen </strong> </p><p class="bodytext">Oft lindern die Basismaßnahmen den Juckreiz nicht ausreichend. In der zweiten Behandlungsstufe dann an die Ursache angepasste Therapien hinzu (bei unklarer Ursache wird gleich zur Stufe 3 gesprungen). </p><p class="bodytext"><ul><li>Ist eine Nierenerkankung der Auslöser, helfen Difelikefalin, Gabapentin oder Cromoglycinsäure.</li><li>Gegen leberbedingten Juckreiz verordnen die Ärzt*innen vor allem Colestyramin oder Rifampicin. </li><li>Liegt eine Krebserkrankung zugrunde, kommen z. B. Paroxetin, Aprepitant oder Naltrexon zum Einsatz. </li><li>Nervenbedingter Juckreiz wird durch Capsaicin-Creme oder Gabapentin gemildert. </li><li>Für die schwerste Ausprägung des chronischen Juckreizes, die noduläre Prurigo mit Knötchen und Narben, stehen Zytostatika wie Azathioprin und Methotrexat zur Verfügung.</li></ul> </p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Auch die Bestrahlung mit UV-Licht (UV-Phototherapie) lindert chronischen Juckreiz. Sie wird in verschiedenen Varianten vor allem bei entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt, hilft aber auch bei einigen internistischen Erkrankungen. </p><p class="bodytext"> <strong>Stufe 3: Juckreiz hemmen </strong> </p><p class="bodytext">Reicht die ursächlich angepasste Therapie von Stufe 2 nicht aus, wird der Juckreiz lokal auf der Haut oder im zentralen Nervensystem mit Medikamenten gehemmt. In den Fällen, in denen die Ursache unklar ist (idiopathischer chronischer Juckreiz), kann man die Stufe 2 auch überspringen und gleich mit der juckreizhemmenden Therapie beginnen. Zum Auftragen auf die Haut stehen folgende Substanzen zur Verfügung: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Lokalanästhetika </strong>(Betäubungsmittel). Verschiedene Substanzen wirken auf Hautrezeptoren und Nervenfasern und können dadurch Juckreiz und Schmerz betäuben. Sie wirken allerdings nur kurzzeitig. Empfohlen werden Cremes, Salben oder Lotionen mit Menthol und Polidocanol, aber auch mit Lidocain. </li><li><strong>Kortison.</strong> Glukokortikoide zum Auftragen wirken antientzündlich und reduzieren dadurch den Juckreiz. Sie können kurzfristig zur Behandlung des Juckreizes bei entzündlichen Hauterkrankungen oder aufgekratzten Läsionen eingesetzt werden. Eine langfristige Anwendung ist zu vermeiden, weil Kortison auf Dauer die Haut verdünnt und so noch empfindlicher macht. </li><li><strong>Capsaicin. </strong>Der aus einer Paprikapflanze gewonnene Wirkstoff bindet an einen Hitzekanal von Nervenfasern und Hautzellen und führt zu einem brennenden oder wärmenden Gefühl. Nach einigen Tagen werden dadurch Juckreiz und Schmerzen unterdrückt. Capsaicin gibt es als Creme und Pflaster. </li><li><strong>Calcineurininhibitoren.</strong> Tacrolimus und Pimecrolimus sind Arzneistoffe mit einer anti-immunen Wirkung und helfen besonders gut bei neurodermitisch bedingtem Juckreiz. Häufig profitieren von ihnen auch Patient*innen mit anderen Hauterkrankungen wie etwa der Röschenflechte (Rosazea) oder internistisch bedingtem chronischem Juckreiz. </li></ul> </p><p class="bodytext">In schweren Fällen wird der chronische Juckreiz von innen (d.h. systemisch), behandelt. Dazu verordnet die Ärzt*in Tabletten, in einigen Fällen wird der Wirkstoff auch intravenös verabreicht. Folgende Substanzen unterbrechen das Juckreizsignal oder verhindern dessen Weitervermittlung: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Gabapentin und Pregabalin</strong>. Diese beiden Substanzen wirken juckreizhemmend, indem sie die Nervenfasern stabilisieren und hemmende Mechanismen verstärken. Zugelassen sind sie zur Behandlung des nervenbedingten Juckreizes. Sie werden von der aktuellen Leitlinie aber auch bei chronischem Juckreiz anderer Ursache empfohlen. </li><li><strong>Antidepressiva. </strong>Die Leitlinien empfehlen vor allem den Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Paroxetin. Eine Alternative sind Mirtazapin und Doxepin. </li><li><strong>Gamma-Opioidrezeptorantagonisten</strong>. Naltrexon und Naloxon aktivieren hemmende Nervenzellen im Gehirn. Sie sind nicht nur bei internistisch oder neurologisch bedingtem, sondern auch beim idiopathischen Juckreiz effektiv Naltrexon wird oral verabreicht, Naloxon über die Vene. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortisontabletten wirken gegen Juckreiz. Aufgrund ihrer Nebenwirkungen sollten sie jedoch nur bei schwerstem chronischen Juckreiz und hohem Leidensdruck kurzfristig eingesetzt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Die Psyche juckt mit </strong> </p><p class="bodytext">Neben der richtigen Pflege und Medikamenten gibt es auch noch grundlegendere Behandlungsansätze bei Juckreiz. Zum Beispiel hat die Psyche einen großen Einfluss auf die Stärke des Juckreizes. So wird das Jucken meisten schlimmer, wenn man aufgeregt oder angespannt ist oder negativen Stress hat. Deshalb profitieren viele Patient*innen von Entspannungstechniken wie dem Autogenen Training oder der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen. </p><p class="bodytext">Eine wichtige Behandlungssäule beim chronischen Juckreiz ist die außerdem die Patientenedukation. Durch Schulungsprogramme lernen Betroffene Ablenkungsstrategien und Methoden, den Juck-Kratz-Zirkel zu unterbrechen. Dazu gehört beispielsweise, den Kratztrieb umzulenken und statt der Haut lieber ein Kissen oder die Bettdecke zu „bearbeiten“. </p><p class="bodytext">Menschen mit dauerhaftem, schwer beeinflussbarem Juckreiz entwickeln aufgrund der eingeschränkten Lebensqualität häufig Depressionen oder Ängste. Manche ziehen sich auch aus dem sozialen Leben zurück, weil der Juckreiz ihren Alltag beherrscht. In diesen Fällen gehört eine Psychotherapie mit zum Behandlungsprogramm. </p><p class="bodytext">Quelle: S2k Leitlinie „Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus“, AWMF-Register-Nr.: 013-048, 2021 </p>

So kommt die Arznei ins Kind

<p class="bodytext">Auch Säuglinge oder Kleinkinder benötigen manchmal Medikamente. Dabei ist es für die Eltern oft gar nicht so einfach, das Arzneimittel ins Kind zu bekommen. Doch egal ob Zäpfchen, Augentropfen oder Hustensaft - es gibt eine Menge Tipps, wie das besser klappt. </p><p class="bodytext"><strong>Säfte und Lösungen richtig dosieren </strong> </p><p class="bodytext">Medikamente gibt es in den unterschiedlichsten Verabreichungsformen. Aber alle haben eines gemeinsam: Irgenwie müssen sie ins Kind. Die meisten Arzneimittel für Kinder und Säuglinge sind zum Schlucken. Weil auch Kinderärzt*innen wissen, dass Tabletten oft schwer zu verabreichen sind, verordnen sie häufig Lösungen, Suspensionen oder Säfte. </p><p class="bodytext">Schulkinder nehmen die flüssigen Arzneimittel am besten mit einem Löffel oder dem meist beigelegten Dosierlöffelchen ein. Bei kleinen Kindern gestaltet sich dies manchmal schwierig. Eine gute Option sind dann Einmalspritzen. Damit lassen sich Saft oder Lösungen gut an den Geschmacksknospen der Zunge vorbei in die Backentasche spritzen. Das sollte man allerdings langsam tun, sonst wird es für das Kind unangenehm. Wichtig: Danach muss das Kind reichlich Wasser oder Babytee nachtrinken, damit die Arznei auch schnell den Magen erreicht. Für Säuglinge gibt es in der Apotheke spezielle Messbecher mit Medikamentensaugern. Damit können sie die Medizin wie Milch oder Tee trinken. Eltern sollten darauf achten, dass das Kind den Sauger schnell und vollständig entleert und nicht während des Saugens einschläft. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Verabreichung, auch die Dosierung von Säften und Lösungen ist manchmal knifflig. Kleine Kinder benötigen oft nur einen halben oder gar einen Viertel des beigelegten Messbechers oder Messlöffels. Beim Abmessen kommt es leicht dazu, dass zuviel oder zu wenig Wirkstoff gegeben wird. Auch hier hilft eine Einmalspritze: Mit ihr kann man die gewünschte Menge Milliliter-genau abmessen. Wer unsicher ist, lässt sich in der Apotheke eine Einmalspritze an der passenden Stelle mit einem wasserfesten Stift markieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Bittere Wirkstoffe sind oft eine besondere Herausforderung. Deswegen mischen viele Hersteller den Medikamenten Geschmacksstoffen bei. Muss das Medikament über viele Tage hinweg eingenommen werden, entwickeln manche Kinder jedoch eine Aversion gegen den künstlichen Geschmack. Dann kann die Ärzt*in oft den gleichen Wirkstoff, aber in einem Präparat mit anderem oder besser gar keinem Geschmack verordnen. </p><p class="bodytext"><strong>Herausforderung Trockensaft</strong> </p><p class="bodytext"> Bei der Verabreichung von Trockensäften ist meist schon die richtige Zubereitung gar nicht so leicht. Denn hier müssen die Eltern die Flüssigkeit aus Pulver oder Granulat selbst herstellen. Dabei gibt es einiges zu beachten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Vor der Zugabe von Wasser das Pulver oder Granulat durch etwas Schütteln leicht auflockern.</li><li>Keine Milch, Säfte oder Tee zur Herstellung verwenden. Sie könnten die Wirkung der Arznei aufheben oder verändern.</li><li>Wasser vorsichtig zufüllen und das vollständige Auflösen und Absetzen des Schaums abwarten. Erst danach das restliche Wasser bis zur Eichmarke einfüllen.</li><li>Wenn abgekochtes Wasser verwendet wird, dieses erst auf Zimmertemperatur abkühlen lassen, da sonst der Wirkstoff durch die Hitze zerstört werden kann.</li><li>Flasche nicht unter dem Wasserhahn auffüllen, da sie auf diese Weise leicht überläuft. </li></ul> </p><p class="bodytext">Der zubereitete Trockensaft muss im Kühlschrank gelagert werden. Damit man ihn besser dosieren kann, sollte man ihn zum Anwärmen einige Zeit vor Verabreichung herausnehmen. Wenn sich die Lösung entmischt hat, rollt man die Flasche zwischen den Händen hin und her. Schütteln ist verboten, dadurch bildet sich Schaum. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Brausetabletten darf man nicht mit Säften, Tee oder Milch einnehmen. Sie müssen in Leitungswasser komplett aufgelöst und gleich getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zäpfchen ohne Schmerz verabreichen</strong> </p><p class="bodytext"> Aus gutem Grund verabreicht man Kindern Arzneimittel auch gern über den Po. Stimmt die Technik, ist das Ganze schmerzfrei und schnell erledigt. Auch hier gibt es einiges zu beachten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Zäpfchen in der Hand oder in warmem Wasser kurz anwärmen, dann gleiten sie besser.</li><li>Kinder legt man fürs Einführen des Zäpfchens auf die Seite (das obere Bein etwas angewinkelt). Säuglinge kann man stattdessen auch auf den Bauch legen.</li><li>Kinder zum tiefen Atmen auffordern. Beim Ausatmen das Zäpfchen einführen. </li><li>Zäpfchen mit dem stumpfen Ende voran vorsichtig in den Anus schieben. Dann rutschen sie nicht so leicht wieder aus dem Darm heraus. Wahrscheinlich, weil sich der Anus hinter dem spitzen Ende besser schließen kann.</li><li>Ängstliche Kinder dabei mit einer Decke zudecken. </li></ul> </p><p class="bodytext">Ganz ähnlich funktioniert es auch, wenn statt Zäpfchen Miniklistiere in den Po müssen. Dabei wird eine in einem kleinen Ballon befindliche Arznei über ein Applikatorrohr in den Darm „gespritzt“. Bei Kleinkindern reicht es, das kleine Plastikrohr etwa zweieinhalb Zentimeter in den Analkanal einzuführen. Dann drückt man auf den Füllkörper, um die Arznei zu entleeren, und zieht das Rohr mit gedrücktem Füllkörper aus dem Analkanal zurück. </p><p class="bodytext">Ob Zäpfchen oder Miniklistier: Ist der Wirkstoff im Darm, sollte man die Pobacken des Kindes leicht zusammendrücken, damit nichts wieder rausflutscht. Ob wirklich alles drin geblieben ist, muss man zudem nach einigen Minuten überprüfen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Ein Zäpfchen mit Creme oder Gel gleitfähiger zu machen ist nicht nur überflüssig (durch die Wärme rutschen sie gut von alleine), sondern auch noch falsch: Auf diese Weise wird der Wirkstoff von der Darmschleimhaut nicht mehr so gut aufgenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Augentropfen – eine Kunst </strong> </p><p class="bodytext">Die Verabreichung von Augentropfen ist bei Säuglingen und Kleinkindern besonders schwierig. Viele Kinder mögen das Herabziehen des Unterlides und das Einträufeln in den Bindehautsack überhaupt nicht und wehren sich heftig dagegen. Expert*innen empfehlen folgendes Vorgehen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kind flach (ohne Kopfkissen!) auf den Rücken legen und die Augen schließen lassen. </li><li>Bei geschlossenem Auge die Arznei in den Innenwinkel des Auges tropfen.</li><li>Öffnet das Kind dann im Liegen die Augen, fließt der Tropfen von selbst in den Bindehautsack. Das klappt noch besser, wenn man vorsichtig das Unterlid in Richtung Wange zieht. </li></ul> </p><p class="bodytext">Bei Augensalben ist für Kinder meist besonders unangenehm, dass danach für längere Zeit die Sicht behindert ist. Besser ist, wenn die Kinder die Augen einfach für einige Minuten geschlossen halten. Das fällt ihnen leichter, wenn man dabei eine Geschichte vorliest oder sie mit einem Hörbuch ablenkt. </p><p class="bodytext"><strong>Nase befreien – aber richtig </strong> </p><p class="bodytext">Verstopfte Nasen sollten bei Säuglingen und Kleinkindern nicht mit Sprays, sondern mit Nasentropfen befreit werden. Grund dafür ist, dass das Einziehen des Sprühstoßes erst ab dem Schulalter gut koordiniert werden kann. Außerdem empfinden kleine Kinder den von anderen durchgeführten Sprühstoß in die Nase oft als unangenehm. Besser sind also Nasentropfen. Auch hier gibt es einige Tipps für die erfolgreiche Verabreichung: </p><p class="bodytext"><ul><li>Nase erst von Schleim befreien. Bei zähflüssigem Sekret dieses zunächst mit Meersalz-Nasentropfen verflüssigen. </li><li>Danach einen Nasensauger an der Öffnung des Nasenlochs positionieren und dabei den Ball zusammendrücken. </li><li>Das andere Nasenloch des Kindes zuhalten (z.B. indem man das Kind im Arm hat, den freien Arm um den Kopf legt und mit den Fingern vorsichtig den Nasenflügel andrückt). </li><li>Den Griff um den Ball des Saugers langsam lockern. Auf diese Weise saugt der Unterdruck den Schleim aus dem Nasengang. Das andere Nasenloch genauso behandeln. </li><li>Kind danach so hinlegen, dass der Kopf etwas tiefer ist als die Schultern.</li><li>Pipette oder Dosiertropfer etwa einen halben Zentimeter in das Nasenloch einführen.</li><li>Nach dem Eintropfen die Pipette mit zusammengedrücktem Gummibalg zurückziehen. </li><li>Damit sich die Tropfen im Nasengang besser verteilen, können ältere Kinder im Liegen den Kopf vorsichtig hin und her bewegen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Der Nasensauger muss nach jeder Benutzung gründlich mit warmem Wasser gesäubert werden. Auch die Öffnung der Pipette ist vorsichtig mit einem trockenen Taschentuch abzuwischen. Überhaupt sind Nasentropfen nach dem Öffnen nur eine begrenzte Zeit haltbar. Das gilt auch für Einzeldosispipetten nach dem Aufmachen des Aluminiumbeutels. Die Haltbarkeit wird meist auf den Fläschchen angegeben, im Zweifel hilft die Apotheker*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Damit es nicht zu Infektionen kommt, dürfen Nasentropfen (wie auch Augen- und Ohrentropfen) immer nur von derselben Person benutzt und nicht mit anderen geteilt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ohrentropfen perfekt applizieren </strong> </p><p class="bodytext">Sollen Kinder oder Säuglinge Ohrentropfen erhalten, müssen diese vorher unbedingt auf Körperwärme gebracht werden. Denn kalte Flüssigkeit ist ein starker Reiz im Ohr und kann Schwindel und Schmerzen auslösen. Am besten gelingt das Aufwärmen, indem man das Fläschchen für ein paar Minuten in die Hosentasche steckt oder in der Hand festhält. Das korrekte Einträufeln funktioniert so: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kind in die Seitenlage bringen.</li><li>Beim Säugling die Ohrmuschel vorsichtig nach hinten-unten, bei Kindern über drei Jahren nach oben und zurück ziehen. </li><li>Ohrentropfen einträufeln. </li><li>Das Kind fünf Minuten in Seitenlage belassen, damit die Tropfen tief in den Gehörgang vordringen. </li><li>Währenddessen den Knorpel an der Mündung des Gehörgangs vorsichtig mit leichtem Druck nach oben und nach unten schieben, das beschleunigt die Verteilung. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Zum Schutz der Wäsche darf das behandelte Ohr keinesfalls mit Watte zugestopft werden. Eine solche feuchte Kammer begünstigt die Vermehrung von Bakterien und Pilzen. Wenn überhaupt, dann kann man etwas Mull oder Watte locker auf das Ohr legen. </p><p class="bodytext"><strong>Äußere Wirkstoffe richtig anwenden </strong> </p><p class="bodytext">Werden Säuglinge und Kleinkinder mit medizinischen Cremes, Salben und Gelen behandeln, erfordert dies von den Eltern große Aufmerksamkeit. Nach dem Auftragen der Wirkstoffe müssen sie darauf achten, dass die Kleinen die Creme nicht an ihre Hände bekommen und dann auf andere Körperbereiche oder die Augen übertragen. Manche Mittel wie beispielsweise Lösungen gegen Kopfläuse dürfen nur über eine begrenzte Dauer einwirken. Dabei müssen die Kinder die ganze Einwirkzeit unter Aufsicht sein. </p><p class="bodytext">Vorsichtig mit Cremes und Salben sollte man auch sein, wenn das Kind gebadet wurde. In der ersten Stunde danach ist die Haut vermehrt durchblutet und die Hornschicht aufgequollen. Beides führt dazu, dass Wirkstoffe leichter aufgenommen werden und in der Haut zu hohe Konzentrationen erreichen können. Zwischen einem Bad und dem Auftragen von z.B. Kortisoncremes oder Calcineurin-Inhibitoren sollte deshalb mindestens eine Stunde Zeit liegen. </p><p class="bodytext">Für Babys mit Hauterkrankungen empfehlen Ärzt*innen oft spezielle Ölbäder. Weil Seifen die rückfettende Wirkung dieser Bäder beeinträchtigen, reinigt man den Windelbereich des Babys besser davor. Ölbäder dürfen auch nicht wärmer als 36 ° bis 37 °C sein und die Badedauer nur wenige Minuten betragen. Damit der heilende Ölfilm auf der Haut des Kindes erhalten bleibt, sollte man nach dem Bad die Haut nicht abtrocknen, sondern nur vorsichtig abtropfen. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2022, 24 :36 </p>

Entlastung für pflegende Angehörige

<p class="bodytext">Die Bereitschaft, sich um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern, ist in unserer modernen Gesellschaft immer noch groß, auch wenn sich die Familienstrukturen ändern. Mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen in Deutschland (2003 waren dies 1,44 Millionen Menschen) werden nach Angaben des statistischen Bundesamts zu Hause versorgt, zumeist umfassend von Familienmitgliedern im Rahmen der Angehörigenpflege (von den professionellen, also staatlich examinierten Altenpflegern auch Laienpflege genannt). </p><p class="bodytext">Die Hauptpflegepersonen sind vorwiegend Ehefrauen, Töchter und Schwiegertöchter. Sie übernehmen damit häufig Aufgaben, die sie an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit führen, insbesondere dann, wenn sich der Pflegebedarf über einen langen Zeitraum erstreckt. Damit der pflegende Angehörige nicht selbst psychisch oder körperlich krank wird und auch sein eigenes Leben noch leben kann, sollte er sich über entlastende und unterstützende Maßnahmen informieren und beraten lassen. Häufig liegen bei Hausärzten oder Krankenkassen kostenlose Informationsbroschüren für pflegende Angehörige aus. Je nach Bedarf können Angehörige an Pflegekursen teilnehmen, die von den Krankenkassen finanziert werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ambulante Pflegedienste</strong> können pflegende Angehörige bei den täglich zu bewältigenden pflegerischen Verrichtungen unterstützen oder spezielle Pflegetätigkeiten übernehmen. Grundlage hierfür ist ein Vertrag, in dem Leistungen und Kosten detailliert vereinbart werden. Die Pflegekasse übernimmt die Kosten, wenn der Hilfebedarf zuvor von einem Gutachter bestätigt wurde. Dank eines pauschal bewilligten Pflegegelds können Betroffene und deren Angehörige auch eine Kombination aus Angehörigenpflege, professioneller Pflege und zusätzlicher Haushaltshilfe vereinbaren (Pflegeversicherungsgesetz). Pflegedienste vermitteln übrigens auch Kontakte zu Anbietern von „Essen auf Rädern“, zu Fußpflegern, Frisören oder Begleitpersonen für Spaziergänge. </p><p class="bodytext"><strong>Tagespflege-Einrichtungen</strong> betreuen alte Menschen stundenweise. Mit zum Angebot gehören Mahlzeiten und Transportfahrten. Ein regelmäßiger Aufenthalt in anderer Umgebung und Kontakt zu Gleichaltrigen kann anregend und förderlich für den Pflegebedürftigen sein und ermöglicht den Angehörigen eine regelmäßige Entlastung. Die Pflegeversicherung übernimmt die Kosten bis zu einem jeweils festgelegten monatlichen Höchstbetrag. </p><p class="bodytext"><strong>Kurzzeitpflege</strong> nennt man die vorübergehende Unterbringung eines Pflegebedürftigen in einem Pflegeheim. Sie ist angebracht und möglich, wenn pflegende Angehörige verreisen müssen oder selbst krank werden. Pflegende Angehörige können auch ein Verhinderungspflegegeld beantragen, wenn sie jährlich eine Auszeit benötigen. Mit dieser Zuwendung lässt sich entweder eine Kurzzeitpflege realisieren oder eine häusliche Pflege durch ambulante Dienste einrichten. </p><p class="bodytext">Bevor Sie sich für ein Pflege- oder Betreuungsangebot entscheiden: </p><p class="bodytext"><ul><li>Lassen Sie sich Prospekte über das Leistungsspektrum und das Selbstverständnis der Einrichtung aushändigen. </li><li>Bitten Sie zusätzlich um ein Gespräch mit dem Leiter der Einrichtung. Fragen Sie detailliert nach den Kosten, insbesondere für Wahl- und Sonderleistungen, und lassen Sie sich bei der Finanzierung beraten. </li><li>Sprechen Sie Ihren konkreten Bedarf, Ihre speziellen Wünsche an und klären Sie, was realisiert werden kann und was nicht. </li><li>Lassen Sie sich den Versorgungsvertrag bzw. den Heim- oder Pflegevertrag genau erklären. </li><li>Unterschreiben Sie nie sofort einen Vertrag; nehmen Sie sich mehrere Tage Bedenkzeit. </li></ul> </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><p class="infobox">Weiterführende Informationen</p> </p><p class="bodytext"><ul><li>Im Internet gibt es hilfreiche Informationen z. B. auf den Websites der Krankenkassen wie etwa der der AOK, Bonn: <a href="http://www.aok-bv.de/gesundheit/pflege/" target="_blank">www.aok-bv.de/gesundheit/pflege/</a> – oder der kommerziellen Website der betapharm Arzneimittel GmbH, Augsburg: <a href="http://www.betacare.de" target="_blank">www.betacare.de</a>. Die meisten Krankenkassen beraten auch telefonisch. Dort erfahren Sie, welche Pflegeeinrichtungen es in Ihrer Nähe gibt, welche Leistungen möglich sind und was diese kosten. </li><li>betapharm Arzneimittel (Hrsg.): betaListe. Lexikon für Sozialfragen. MMI – Medizinische Medien Informations GmbH, 2004. Das Buch ist für manche vielleicht übersichtlicher als die Website – und besonders geeignet zum Finden aller juristisch relevanten Informationen im Kontext Pflege. </li><li><a href="http://www.pflegestufe.info" target="_blank">www.pflegestufe.info</a> – Private Website eines Altenpflegers, Essen: Professionelle, sehr übersichtliche und praxisbezogene Internetseite. </li><li><a href="http://www.pflegeversicherung.info" target="_blank">www.pflegeversicherung.info</a> – Serviceseite der Deutschen Krankenversicherung AG (DKV, Köln): Infos und Tipps zu Pflegestufen, Tarifen und Antragstellung. </li><li>W. Büser; N. Scheele: Pflegefall – was tun? Leistungen der Pflegeversicherung und anderer Träger verständlich gemacht. Verbraucher-Zentrale NRW (Hrsg.), 2005. Übersichtlich und praxisnah gestalteter Ratgeber mit Tipps und Fallbeispielen zur Einstufungs-, Rechts- und Finanzierungsproblematik. </li><li>G. Born et al.: Pflegende Angehörige. Balance zwischen Fürsorge und Entlastung. Verbraucher-Zentrale NRW (Hrsg.), 2003. Ein Ratgeber, der alle Probleme des (zukünftig) Pflegenden realistisch aufgreift und einen guten Leitfaden bietet. Mit ausführlichem Literatur- und Adressenanhang. </li><li>Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.): Pflegen Zuhause und Pflegeversicherung. Diese Ratgeber können Sie bestellen oder kostenlos herunterladen auf der Internetseite des Bundesministeriums <a href="http://www.bmg.bund.de" target="_blank">www.bmg.bund.de</a>, Rubrik Pflege unter Ratgeber/Publikationen. </li></ul></p>

Pflegebedürftigkeit

<p class="bodytext">Der Begriff der <strong>Pflegebedürftigkeit</strong> ist dehnbar. Ein Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung besteht nur dann, wenn der Bedarf nach gesetzlich definierten Maßstäben anerkannt ist. Diese Maßstäbe können allerdings stark von der persönlichen Einschätzung des medizinischen Gutachters abweichen. </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift">Als pflegebedürftig gilt, wer auf Dauer, voraussichtlich aber für mindestens sechs Monate, aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens in erheblichem oder höherem Maße Hilfe bedarf. <quellenlink>[SGB XI, §14].</quellenlink></div> </p><p class="bodytext">Ein Anspruch auf Leistungen aus der Pflegeversicherung besteht, wenn ein dauerhafter Hilfebedarf bei den Aktivitäten des täglichen Lebens vorliegt. Der Hilfebedarf wird nach Art, Häufigkeit und zeitlichem Pflegeaufwand beurteilt. Zentrales Element für die Einstufung ist immer ein konkretes Bedürfnis an Grundpflege, das die Ernährung, die Körperpflege und die Mobilität (Beweglichkeit) des alten Menschen umfasst. </p>

Dekubitus

<p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><strong>Dekubitus</strong> (Druckgeschwür, Wundliegen, Dekubitalulkus, Dekubitalgeschwür): Schlecht heilende Wunde infolge Minderdurchblutung der Haut mit oberflächlichen oder tiefen Gewebedefekten (Geschwüren) in Haut und Unterhaut. Bei älteren, bettlägerigen Menschen meist Folge des über Monate bis Jahre einwirkenden Auflagedrucks auf bestimmte Hauptpartien. </p><p class="bodytext"><h4><strong>Die Erkrankung </strong></h4> </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Eine Verletzung der Haut durch einen Dekubitus ist eines der folgenschwersten und am meisten verbreiteten Probleme bettlägeriger Menschen. Experten schätzen, dass bis zu 30 % der zu Hause betreuten Patienten und 50 % der alten Menschen in Pflegeheimen und geriatrischen Kliniken zumindest zeitweise an einem Dekubitus leiden. Die meisten dieser schmerzhaften Druckgeschwüre entstehen am Kreuzbein und an den aufliegenden Fersen. </p><p class="bodytext">In der Regel spüren wir, wenn eine Entlastung des Gewebes angesagt ist, und ändern unsere Lage im Liegen oder Sitzen. Das passiert normalerweise automatisch, z. B. dann, wenn wir auf einem harten Stuhl sitzen und sich ein Unbehaglichkeits- oder gar ein Schmerzgefühl bemerkbar macht. Ein bewegungseingeschränkter, kranker Mensch kann jedoch nicht mehr selbstständig für diese Druckentlastung sorgen und ist so erheblich dekubitusgefährdet. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Wenn die Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Haut zu lange durch Druck behindert wird, stirbt das Gewebe ab. Druck von<i> außen</i> entsteht z. B., wenn ständig eine Falte im Bettlaken auf die Haut drückt oder ein Körperteil an die Bettkante gedrückt wird. Druck von<i> innen</i> entsteht, wenn Menschen auf Körperteilen liegen oder sitzen, an denen ihre Knochen ohne Muskel- oder Fettpolster direkt unter der Haut liegen. In Rückenlage lastet so besonderer Druck auf dem Gesäß (Kreuz- und Steißbein), auf den Fersen, den Ellenbogen, den Schulterblättern und auf dem Hinterkopf. </p><p class="bodytext">Ein Dekubitus entwickelt sich vom Gewebeinneren nach außen. Wenn ein weißer oder roter Fleck an aufliegenden Körperstellen sichtbar wird und bei Druckentlastung nicht innerhalb weniger Sekunden verschwindet , ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Werden erste Anzeichen eines Druckgeschwürs nicht behandelt, breitet es sich rasch in tiefe Gewebeschichten aus und führt zu Entzündungen, die als Rötungen und Blasenbildungen erkennbar sind. Ist das Gewebe abgestorben, färbt sich die Hautstelle dunkelblau bis schwarz, und es bildet sich ein Krater – der Dekubitus ist entstanden. </p><p class="bodytext"><p class="das_macht_arzt"><strong>Das macht der Arzt </strong></p> </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Je früher ein Dekubitusrisiko erkannt wird, desto schneller können geeignete Hilfsmittel verordnet werden. Arzt und Pflegepersonen können Sie in der Vorbeugung beratend unterstützen. </p><p class="bodytext">Wird ein Dekubitus nicht rechtzeitig behandelt, stirbt das Gewebe immer weiter ab, bis sich ein tiefes Geschwür (Ulkus) bildet. Wenn das Ulkus sich infiziert, und die Bakterien sich in den umgebenden Weichteilen ausbreiten, besteht sogar Lebensgefahr. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Glücklicherweise sind die Chancen für eine erfolgreiche Dekubitustherapie durch die heutigen <strong>Feuchtverbände</strong> (Hydrokolloidverbände) viel besser als noch vor 15 Jahren, wo ein Druckgeschwür oft monatelang offen blieb (oder der Patient an den Komplikationen verstarb). Die engmaschige Behandlung und Kontrolle eines vorhandenen Dekubitus liegt in den Händen des Hausarztes. Bei aufwendigen Wundversorgungen oder täglich notwendigen Verbandwechseln übernehmen ambulante Pflegedienste die Versorgung. </p><p class="bodytext"><p class="selbsthilfe"><strong>Unterstützung durch Angehörige </strong></p> </p><p class="bodytext">Druck ist das Hauptrisiko für die Entstehung eines Dekubitus. Darum gilt es, den Druck zu reduzieren. Folgende Maßnahmen wirken dem Dekubitus entgegen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Aktivieren und Mobilisieren geht vor Lagern: Jede Bewegung, die vom Betroffenen selbstständig ausgeführt wird, unterstützt die Druckentlastung und mindert so das Dekubitusrisiko. Lassen Sie den Betroffenen z. B. regelmäßig aus dem Bett aufstehen, um die Mahlzeiten am Tisch einzunehmen. Auch das eigenständige Aufsetzen und Halten der Tasse gehört dazu. Und es gibt zahlreiche Übungen, die auch im Bett durchgeführt werden können, z. B. das Anspannen der Gesäßmuskulatur oder das Beinanwinkeln. </li><li>Häufige Umlagerung: Um eine einseitige Druckbelastung zu vermeiden, muss der Patient regelmäßig umgelagert werden. Die Abstände sollten individuell festgelegt werden – z. B. alle zwei Stunden. </li><li>Vermeiden von typischen Lagerungsfehlern: Die Fersen sind unbedingt frei zu lagern, indem z. B. ein Kissen unter die Unterschenkel gelegt wird. Sanitätshäuser bieten eine Fülle von Weichlagerungskissen an, die die Druckentlastung durch das Freilagern von Körperteilen ermöglichen. </li><li>Antidekubitusmatratzen verringern das Dekubitusrisiko tatsächlich. Die Wechseldruckmatratze z. B. sieht aus wie eine übergroße Luftmatratze und wird auf die eigentliche Bettmatratze gelegt. Eine in der Matratze integrierte Pumpe bläst dann abwechselnd Luft in die Kammern. Das Körpergewicht wird so einerseits von den luftgefüllten Kammern getragen, und der normalerweise entstehende Auflagedruck wird durch das Ablassen der Luft immer wieder reduziert. Bei der Low-air-loss-Therapie, einem Wechseldrucksystem, bei dem Luft verloren geht, strömt aus den Matratzenkammern ständig geringfügig angewärmte Luft. Durch den Luftstrom wird der Betroffene in einer Art Schwebezustand gehalten, und der Auflagendruck wird verringert. </li></ul> </p><p class="bodytext"><div class="iGel">Hilfsmittel gegen Dekubitus werden von den Krankenkassen bezahlt, wenn aufgrund von Krankheit oder Behinderung dauerhaftes Liegen erforderlich ist, das zu einem erhöhten Dekubitusrisiko führt. Voraussetzungen dafür sind eine ärztliche Verordnung, ein Antrag sowie eine nachweisliche Einschätzung des Risikos. </div> </p><p class="bodytext"><p class="vorsorge"><strong>Vorsorge </strong></p> </p><p class="bodytext">Bei der Körperpflege sollten die Angehörigen darauf achten, ob die Haut weiße Flecken oder Rötungen aufweist. Liegt eine Rötung vor, gibt der <strong>Fingertest</strong> (Fingerdrucktest) einen Hinweis, ob es sich um einen beginnenden Dekubitus handelt. Dazu mit einem Finger auf die Rötung drücken. Bei gesunder Haut verfärbt sich die Stelle erst weiß, anschließend wieder rot. Besteht ein Dekubitus, bleibt die Stelle durchgängig rot. Durch Schweiß oder Urin häufig feuchte Haut ist besonders gefährdet. Durchnässte Kleidung oder Wäschestücke müssen umgehend gewechselt werden. Verwenden Sie zum Waschen lauwarmes Wasser und Seifen oder Duschlotionen, die einen hohen Anteil an rückfettenden Bestandteilen haben und den schützenden Säuremantel nicht beeinträchtigen (z. B. <span class="handelsname">Eucerin®-</span> oder <span class="handelsname">Sebamed®-</span>Produkte). Anschließend wird die Haut gründlich abgetrocknet und mit einer Pflegecreme eingecremt. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Creme für den Hauttyp Ihres Angehörigen die richtige ist, fragen Sie Ihren Hausarzt. Um zu vermeiden, dass der Patient stark schwitzt, empfiehlt sich atmungsaktive Bett- und Unterwäsche mit einem hohen Baumwollanteil. Spannen Sie zusätzlich ein Moltontuch über das normale Bettlaken, das Flüssigkeiten aufsaugt und bei (leichter) Verunreinigung schnell gewechselt werden kann. </p><p class="bodytext">Zur Dekubitusprophylaxe gehört vor allem aber auch die regelmäßige Kontrolle, ob Falten im Bettzeug sind oder liegen gelassene Gegenstände und Bettkanten auf die Haut drücken. </p><p class="bodytext"><div class="gh_warnung">Eine Fülle hartnäckig kursierender Tipps gegen Dekubitusbildung schaden mehr als sie nützen. Dazu gehören: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kühlen und Föhnen oder Massage zur Durchblutungsförderung. Diese waren mal in Mode. Untersuchungen haben aber bewiesen, dass sie den Zustand belasteter Haut verschlimmern. </li><li>Einreibungen mit alkoholhaltigen Lösungen wie Franzbranntwein entfetten die Haut und machen sie rissig. </li><li>Dicke Pasten zum Hautschutz erschweren die Beobachtung der Haut. Auch von hautfärbenden Lösungen wird abgeraten, weil auch sie eine Inspektion der Haut fast unmöglich machen. </li><li>Ebenso ungünstig ist die Behandlung mit Melk- oder Wollfetten. Sie verschließen Hautporen und weichen vorgeschädigtes Gewebe auf. </li><li>Das Pudern gefährdeter Hautbezirke ist umstritten. Die Partikel binden zwar Feuchtigkeit, was erwünscht ist, doch wenn die Partikel nicht fein genug ausgestrichen werden und „klumpen“, schädigen sie die Haut ebenso wie Brotkrümel im Bett. </li><li>Fersen- und Ellenbogenschoner aus Fell haben keinen Effekt; auch Watteverbände zum Polstern reichen nicht aus. </li><li>Mit Luft gefüllte Gummiringe als Kreuzbeinschutz schränken die Beweglichkeit des Betroffenen ein und schaden der Haut durch den entstehenden Wärmestau. </li><li>Gummi- und Plastikunterlagen sind zu vermeiden, weil die Patienten auf ihnen schwitzen und so die Haut feucht wird. </li><li>Statische Auflagen oder Matratzen, die permanent mit Luft gefüllt sind, drücken ebenso wie die Luftmatratze beim Camping und entlasten nicht. </li></ul></div> </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><p class="infobox">Weiterführende Informationen</p> </p><p class="bodytext"><ul><li><a href="http://www.dekubitus.de" target="_blank">www.dekubitus.de</a> – Institut für angewandte Pflegeforschung e. V., Bremervörde: Verständliche und praxisorientierte Fachinformationen. </li><li><a href="http://www.rki.de" target="_blank">www.rki.de</a> – Website des Robert-Koch-Instituts, Berlin: Bietet Themenheft 12 zu Dekubitus unter der Rubrik Gesundheitsberichterstattung, Stichwortsuche Dekubitus, zum Herunterladen – mit allem, was man wissen sollte. </li><li>A. Fuchs: Dekubitus. Risikofaktoren – Prophylaxe – Therapiemöglichkeiten. Kohlhammer, 2004. Fachbuch auch für pflegende Angehörige. </li></ul></p>

Mangelernährung

<p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><strong>Mangelernährung:</strong> Unter- oder Fehlernährung, bei der die bedarfsgerechte Energie- und Nährstoffzufuhr nicht (mehr) gewährleistet ist. Im Extremfall kommt es zur körperlichen Auszehrung (Kachexie) und zum Kräfteverfall des Betroffenen. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 1,5 Millionen der über 60-Jährigen unter chronischer Mangelernährung leiden. </p><p class="bodytext"><h4><strong>Leitbeschwerden </strong></h4> </p><p class="bodytext"><ul><li>Einseitige Essgewohnheiten (z.&nbsp;B. nur noch Tütensuppen oder Toastbrot) </li><li>Appetitlosigkeit (Auslassen oder Ablehnen von Mahlzeiten) </li><li>Gewichtsabnahme </li><li>Eingefallenes Gesicht und knochige Hände </li><li>Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Erschöpfung </li><li>Infektanfälligkeit (Schwächung des Immunsystems) </li><li>Brüchige und stark gerillte Fingernägel (Hinweis auf Eisen- oder Vitaminmangel) </li><li>Weißgetüpfelte Fingernägel (Hinweis auf Kalziummangel). </li></ul> </p><p class="bodytext"><h4><strong>Die Erkrankung</strong> </h4> </p><p class="bodytext">Fehl- und Mangelernährung sind zu einer der häufigsten, aber am wenigsten beachteten Krankheiten im Alter geworden. Laut einer Ernährungsstudie waren rund 60 % der über 75-jährigen Patienten bei Aufnahme in ein Krankenhaus unterernährt. Da die Übergänge von ungesundem Essverhalten zur Mangelernährung meist schleichend sind, wird die Krankheit von den Betroffenen, den Angehörigen oder dem Pflegepersonal oft nicht rechtzeitig wahrgenommen. Die quantitative Mangelernährung, bei der insgesamt zu wenig gegessen wird, macht sich nach einiger Zeit durch Gewichtsabnahme bemerkbar. Bei der qualitativen Mangelernährung handelt es sich meist um eine zu einseitige Ernährung, die nicht zwangsläufig mit Gewichtsverlust einhergeht. Vielmehr wird aufgrund der unausgewogenen Nahrungszusammensetzung der Bedarf an bestimmten Nährstoffen nicht gedeckt. </p><p class="bodytext">Es gibt viele Gründe, die dazu beitragen, dass ältere Mensche über Monate oder Jahre hinweg zu wenig nährstoffreiche Nahrung zu sich nehmen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Durch die Abnahme der Geschmacksknospen auf der Zunge verändert sich im Alter das Geschmacksempfinden. Das kann z.&nbsp;B. dazu führen, dass alte Menschen die Geschmacksrichtung „süß“ besonders gut wahrnehmen und dementsprechend nur Süßes zu sich nehmen (wollen). </li><li>Durch das veränderte Beiß- und Kauvermögen wird das Essen anstrengender. In der Folge stehen gut schluckbare Lebensmittel wie Milchbrei, Fertigsuppen, Pudding oder Weißbrot ganz oben auf dem Speisezettel. </li><li>Fehlende Sozialstruktur: Viele alte Menschen leben allein und haben häufig kein Interesse, für sich selbst einzukaufen und zu kochen. </li><li>Vergesslichkeit: Viele alte Menschen haben keine feste Tagesstruktur und vergessen einfach, regelmäßig Nahrung zu sich zu nehmen. </li><li>Essensvorlieben und -verhaltensweisen ändern sich nicht mehr im Alter. Das wird vor allem im Heim zum Problem. Nicht selten reagiert der Betroffene mit Nahrungsverweigerung. </li><li>Verwitwete haben nach dem Tod ihres Partners Probleme, nur noch für einen zu kochen (Frauen) bzw. für sich selbst zu sorgen (Männer). </li></ul> </p><p class="bodytext"><p class="selbsthilfe"><strong>Unterstützung durch Angehörige </strong></p> </p><p class="bodytext">Einen Angehörigen vor Mangelernährung zu bewahren, erfordert Fingerspitzengefühl. Es gibt keine Standardrezepte, wann im Einzelfall kurzfristig interveniert und wann besser gewartet werden soll. Deshalb sind die folgenden Hinweise in der Praxis auch nicht direkt umsetzbar, wohl aber umfassen sie die Punkte, an die es zu denken gilt: </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Appetitlosigkeit.</strong></span> Gemeinsam schmeckt es besser. Menschen, die allein essen müssen, verlieren schnell den Appetit. Der Genuss am Essen steigt, wenn Mahlzeiten gemeinsam vorbereitet und eingenommen werden. </p><p class="bodytext">Wünsche erfragen und Bedürfnisse berücksichtigen. Jeder Mensch hat nicht nur Lieblingsspeisen und -getränke, sondern auch jahrelang „erprobte“ Essgewohnheiten und Abneigungen. Oft kann es mit ein wenig Geduld gelingen, durch Lieblingsspeisen die Lust am Essen wieder zu aktivieren. </p><p class="bodytext">Bewegen! Appetitlosigkeit ist oft auf Bewegungsmangel zurückzuführen. Durch körperliche Aktivität werden Stoffwechsel und Verdauung angeregt. Auch bei älteren Menschen, die sich nicht mehr selbstständig bewegen können oder einfach viel Zeit in ihrer Wohnung verbringen, wirkt ein tägliches Mindestmaß an körperlicher Aktivität manchmal Wunder. </p><p class="bodytext">Auch säuerliche Speisen oder Säfte und Zitrusfrüchte regen den Appetit an. Grundsätzlich gilt: Lieber fünf bis sechs kleine Mahlzeiten einnehmen als drei große. Üppige Mahlzeiten belasten unnötig die Verdauungsorgane und somit das Herz-Kreislauf-System. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Kau- und Schluckbeschwerden.</strong></span> Kauprobleme sind häufig darauf zurückzuführen, dass die Zahnprothese nicht mehr fest sitzt, weil der Kiefer im Alter schrumpft. Der Zahnarzt kann hier helfen. Kauprobleme sollten kein Grund sein für ausschließlich weiche oder breiige Nahrung. Oft reicht es, z.&nbsp;B. harte Brotrinde zu entfernen, statt Toastbrot zu essen. Um das Kauen zu erleichtern, kann die Nahrung auch zerkleinert werden, ein geschälter und klein geschnittener Apfel z.&nbsp;B. schmeckt auch alten Menschen gut und enthält viel wichtiges Vitamin C. </p><p class="bodytext">Menschen mit Schluckbeschwerden müssen beim Essen aufrecht sitzen. Um sich nicht zu verschlucken, sollte man erst trinken, wenn der Mund leer von Essensresten ist. Auf (zu) feste Nahrung sollte verzichtet werden, stattdessen können pürierte Speisen und Getränke mit Dickungsmitteln (z.&nbsp;B. Johannisbrotkernmehl) an die Bedürfnisse des Kranken angepasst und löffelweise gegeben werden. Gesund und nährstoffreich sind z.&nbsp;B. auch Kefir, Buttermilch, frisch gepresste Säfte (Obst und Gemüse), mit Joghurt pürierte Früchte oder Cremesuppen. Aber auch in Apotheken erhältliche Trink- und Zusatznahrung (z.&nbsp;B. <span class="handelsname">Biosorb®</span>, <span class="handelsname">Clinutren 1.5®</span>) kann bei Gefahr einer Mangelernährung durch Schluck- und Kaubeschwerden helfen. </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift">Bei Menschen mit extremen Schluckstörungen besteht die Gefahr, dass sie sich z.&nbsp;B. bei zu schneller Nahrungszufuhr lebensbedrohlich verschlucken und ersticken. Die Ursachen für Schluckstörungen sollten auf jeden Fall medizinisch geklärt werden. Logopäden bieten ein Schluck- und Kautraining an. </div> </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Nährstoffmangel.</strong></span> Bei Übergewicht sollte die Ernährung so schnell wie möglich auf nährstoffreiche Lebensmittel umgestellt, kohlenhydrat- und fettreiche Nahrung hingegen vermieden werden. Nährstoffreich ist eine ausgewogene Mischkost mit reichlich Getreideprodukten, Kartoffeln, Obst und Gemüse, Milchprodukten, Geflügel und Fisch. Auf übermäßigen Genuss von Fleisch und Wurst, Eiern, süßen und fettreichen Lebensmitteln (Sahnetorten) sollte man verzichten. </p><p class="bodytext">Manche Experten empfehlen älteren Menschen, <i>generell</i> auf fettarme Nahrungsmittel auszuweichen, doch ist die Low-Fat-Strategie inzwischen umstritten. Deshalb können ältere Menschen essen, was ihnen schmeckt, und wenn es der Sahnequark auf dem Brötchen und die Obsttorte am Wochenende ist. Aber die Qualität und die Ausgewogenheit der Lebensmittel sollte im Mittelpunkt stehen. </p><p class="bodytext">Ist der Betroffene untergewichtig, benötigt er nährstoff- <i>und</i> energiereiche Nahrung. Wenn das mit normaler Ernährung nicht ausreichend möglich ist, sollte der Patient unter ärztlicher Aufsicht energie- oder eiweißreiche Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Der Energiegehalt der Nahrung lässt sich aber auch mit Hilfe von Butterflocken, z.&nbsp;B. in der Milchsuppe oder im Pudding, erhöhen; auch Sahnespeisen oder Hühnerbrühe sind gute Energielieferanten. Darüber hinaus bieten Apotheken geschmacksneutrale Pulver zur Anreicherung von Speisen und Getränken an (z.&nbsp;B. <span class="handelsname">Clinutren Additions®</span>). Meistens genügt die Einnahme dieser Mittel über wenige Wochen, bis sich das Gewicht des Betroffenen stabilisiert hat. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Einkaufsprobleme.</strong></span> Erkundigen Sie sich nach offenen Mittagstischen von Sozialeinrichtungen oder Pflegeheimen in Ihrer Nähe. Für Menschen, die sich nicht mehr selbstständig aus der Wohnung bewegen können, bietet sich „Essen auf Rädern“ an. Die meisten großen Supermärkte verfügen heutzutage über einen Einkaufsdienst, der Lebensmittel nach Hause liefert. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Spezialbecher oder -bestecke,</strong></span> die es im Sanitätshaus gibt, können die Zubereitung und Aufnahme von Nahrung und Getränken bei einigen Erkrankungen oder Behinderungen erleichtern, z.&nbsp;B. bei der Parkinson-Krankheit. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Künstliche Ernährung.</strong></span> Wenn die selbstständige Ernährung nicht mehr möglich ist, wird der Arzt eine künstliche Ernährung in Betracht ziehen, z.&nbsp;B. durch eine PEG-Sonde. Mit entsprechender Unterstützung durch Pflegekräfte kann diese Ernährung auch zu Hause durchgeführt werden. Vor- und Nachteile sind sorgfältig gegeneinander abzuwägen. </p><p class="bodytext"><p class="vorsorge"><strong>Vorsorge</strong></p> </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Nährstoffbedarf.</strong></span> Es ist ein Irrglaube, dass der Körper im Alter weniger Nahrung benötigt. Nur der Energieumsatz sinkt, das heißt, der Körper braucht weniger Fette und Kohlenhydrate, aus denen er Energie gewinnt. So sinkt der Kalorienbedarf im Alter um rund 500 Kalorien (kcal) oder etwa eine halbe Tafel Schokolade. 1 800 kcal für Frauen und 2 300 kcal für Männer empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Senioren. Der Bedarf an Eiweiß, Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen hingegen bleibt unverändert und steigt bei chronischen Krankheiten sogar an. Daher sollten alte Menschen vor allem Nahrungsmittel mit hoher Nährstoff- und geringer Kaloriendichte wie z.&nbsp;B. magere Fleisch- und Käsesorten, Quark, Gemüse und Vollkornprodukte essen. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><p class="infobox">Weiterführende Informationen</p> </p><p class="bodytext"><ul><li><a href="http://www.dsl-mangelernaehrung.de" target="_blank">www.dsl-mangelernaehrung.de</a> – Deutsche Seniorenliga e. V., Bonn: Übersichtlich gestaltete Internetseite mit vielen Praxistipps und Broschüren zum Herunterladen. </li><li><a href="http://www.dgem.de" target="_blank">www.dgem.de</a> – Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V., Berlin: Fachärztliche Leitlinien zur (enteralen) Ernährung und zum Energiebedarf im Alter. Auch zum Herunterladen als PDF. </li><li>M. M. Schreier; S. Bartholomeyczik.: Mangelernährung bei alten und pflegebedürftigen Menschen. Schlütersche, 2004. Aufgegriffen werden psychologische Zusammenhänge und Risikofaktoren, die eine Mangelernährung birgt. Hilfreich für Pflegende. </li></ul></p>

Mundinfektionen und Racheninfektionen

<p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Ohne spülenden Speichel ist die Mundhöhle ein idealer Nährboden für Bakterien und andere Mikroorganismen. Wenn hinzukommt, dass die Patienten selbst nicht (mehr) in der Lage sind, Zähne, Zahnfleisch und Schleimhäute regelmäßig zu reinigen und zu spülen, kommt es sehr schnell zu <strong>Pilzinfektionen</strong> oder <strong>Entzündungen in Mund und Rachen.</strong> </p><p class="bodytext">Besonders gefährdet sind Menschen, die keine Nahrung zu sich nehmen dürfen oder können und in ihrer Immunabwehr geschwächt sind. Aber auch Menschen mit Vollprothesen werden häufig von Mundentzündungen geplagt. </p><p class="bodytext"><h4><strong>Häufige Leitbeschwerden </strong></h4> </p><p class="bodytext"> Differenzierte Übersicht </p><p class="bodytext"><ul><li>Trockene Schleimhäute </li><li>Weißlich-gelb belegte Zunge </li><li>Mundgeruch </li><li>Schluckbeschwerden </li><li>Gerötete und blutende Stellen im Mundbereich </li></ul> </p><p class="bodytext"><h4><strong>Die Erkrankungen </strong></h4> </p><p class="bodytext">Häufig treten Pilzinfektionen der Mundhöhle (Mundsoor) oder Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis) auf. </p><p class="bodytext">Dringen die Erreger bis zur Ohrspeicheldrüse vor, entzündet sich auch diese (Parotitis). Fieber und durch das Anschwellen bedingte Schluckbeschwerden sind ein deutliches Zeichen. Nicht selten sind pflegebedürftige Menschen auch von kleinen Einrissen an den Mundwinkeln betroffen, die am Übergang von Haut zu Schleimhaut auftreten. Diese Rhagaden sind schmerzhaft und können das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Mundwinkelrhagaden treten gehäuft in der kalten Jahreszeit auf. Besonders gefährdet sind Menschen mit einer Allergie oder Hauterkrankung, zum Beispiel Schuppenflechte oder Neurodermitis, sowie gestörter Wundheilung, zum Beispiel bei Diabetes. Reißen die Mundwinkel immer wieder ein, kann dies auf eine Leberzirrhose, Eisenmangel, Vitamin-B-Mangel oder eine Überversorgung mit Vitamin A hinweisen. Auch eine schlecht sitzende Prothese begünstigt das Entstehen von Rhagaden. </p><p class="bodytext">Bei hartnäckigen Entzündungen schließt der Arzt einen Pilzbefall oder eine bakterielle Infektion aus. Bei nachgewiesenem Pilzbefall sind Nystatin-haltige Salben das Mittel der Wahl. Eine bakterielle Infektion wird mit Antibiotikasalben bekämpft. </p><p class="bodytext"><p class="selbsthilfe"><strong>Selbsthilfe </strong></p> </p><p class="bodytext">Borkige und angetrocknete Beläge auf Zunge und Schleimhaut lassen sich leichter entfernen, nachdem sie zehn Minuten vorher vorsichtig aufgeweicht wurden. In hartnäckigen Fällen hilft auch ein wenig Sahne oder Butter, die mit dem Finger aufgebracht werden. Auch wenn Schleimhäute, Zunge oder Lippen entzündet, gerötet oder rissig sind, ist mit fettenden Substanzen Linderung möglich. </p><p class="bodytext">Das Trockentupfen der betroffenen Stelle ist die erste Maßnahme bei Mundwinkelrhagaden. Befeuchten mit Speichel oder Ablecken mit der Zunge ist ungünstig, da dadurch die Haut aufweicht und sie noch leichter einreißt. Fetthaltige Cremes wie Zinkpaste oder Vaseline unterstützen die Heilung. Auch Pflegestifte für trockene Lippen mit Melisse oder Dexpanthenol sind eine Option. </p><p class="bodytext"><h4>Mundpflege bei Prothesenträgern </h4> </p><p class="bodytext">Zahnärzte raten, die Prothese nach gründlicher abendlicher Reinigung auch während der Nacht zu tragen, um Veränderungen des Kiefers und des Zahnfleischs zu vermeiden. Beim Reinigen wird die Prothese möglichst unter fließendem Wasser mit der Zahnbürste geputzt und eventuell in Prothesenreinigungsmittel gelegt. Vor dem Einsetzen in den Mund wird die Prothese mit klarem Wasser gründlich abgespült. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><p class="vorsorge"><strong>Vorsorge</strong></p> </p><p class="bodytext">Regelmäßiges – vorsichtiges – Zähneputzen und Mundspülen feuchten die Mundhöhle an und reinigen sie. Drogerien und Apotheken bieten zum Mundspülen eine Fülle von – häufig allerdings alkoholhaltigen – Lösungen an. Eine preiswerte Alternative sind abgekühlte Tees, die gleichzeitig die Speichelproduktion anregen, wenn sie säuerlich sind, wie z. B. Früchtetee oder Wasser mit einigen Spritzern Zitrone. Bei Entzündungen im Mund ist Myrrhentinktur, Kamillen- oder Salbeitee zu empfehlen. </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift">Mundspülungen sind nur möglich, wenn der Patient bei Bewusstsein ist und sicher ist, dass er sich dabei nicht verschluckt. Der Betroffene muss verstehen, was getan und von ihm erwartet wird. </div> </p><p class="bodytext">Kann der Patient den Mund nicht selbst spülen, weil er z. B. Schluckbeschwerden hat oder sein Bewusstsein gestört ist, sorgt regelmäßiges Auswischen der Mundhöhle für ein feuchtes und sauberes Klima im Mund. Dabei wird der Patient aufgesetzt. Nach Inspektion der Mundhöhle (gegebenenfalls mit einer Taschenlampe) wischt man die Mundhöhle mit einer Mundspüllösung aus. Dabei werden die Beläge vorsichtig abgelöst und entfernt. Sehr hilfreich sind dabei spezielle feststellbare Pinzetten (z. B. <strong>Pean-Klemmen</strong>). In der Pinzette wird der Kugeltupfer befestigt. Anschließend wird der Tupfer in die Mundspüllösung getaucht. Die Mundhöhle wird mit dem feuchten, aber nicht tropfenden Tupfer vorsichtig ausgewischt, und so wird auch die Zunge gereinigt. </p>

Sterbehilfe

<p class="bodytext">Man unterscheidet zwei Formen der Sterbehilfe: </p><p class="bodytext"><strong>Aktive Sterbehilfe</strong> ist die bewusste Tötung auf Verlangen, insbesondere auch bewusste Tötung mittels eines Medikaments, z. B. durch Verabreichung einer Überdosis bestimmter Medikamente. Sie ist nach geltendem Recht in Deutschland und Österreich verboten und wird als Beihilfe zum Selbstmord strafrechtlich verfolgt. </p><p class="bodytext"><strong>Passive Sterbehilfe</strong> bedeutet die Unterlassung von Maßnahmen wie z. B. künstliche Beatmung, Dialyse oder Sondenernährung, die lebensverlängernd oder sterbeverzögernd wirken. Die passive Sterbehilfe wird in vielen Staaten toleriert, so auch in den deutschsprachigen Ländern. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Der Konflikt.</strong></span> Der Wunsch zu sterben entsteht immer dann, wenn die Zukunft unerträglich erscheint. Bei unheilbar Kranken ist der Wunsch nach Sterbehilfe Ausdruck von Angst vor einem menschenunwürdigen Zugrundegehen, vor unerträglichen Schmerzen und vor der Unfähigkeit, elementarste Tätigkeiten wie Essen, Trinken und Ausscheiden selbst ausführen zu können. </p><p class="bodytext">Mithilfe der modernen Medizintechnik ist es möglich, Menschen z. B. monatelang im Wachkoma zu halten, einem Schwebezustand zwischen Leben und Tod, oder den Tod aussichtslos an Krebs Erkrankter durch Ernnährungssonden und andere Interventionen hinauszuzögern. </p><p class="bodytext">So ist es der Medizin heute sehr oft möglich, das Sterben unheilbar kranker Menschen um Tage, wenn nicht um Wochen aufzuschieben, indem z. B. bei zum Tode führenden Herzrhythmusstörungen wiederbelebt wird, bei tödlichem Flüssigkeitsverlust künstlich ernährt und bei tödlichem Nachlassen des Atemanreizes künstlich beatmet wird. </p><p class="bodytext">Daraus ist ein ethisches Dilemma entstanden: Denn niemand will unnötig leiden, und die meisten wünschen sich, in einer solchen im wahrsten Sinne des Wortes hoffnungslosen Situation „aus den Krallen der modernen Medizin befreit zu werden“, wie es z. B. die Gesellschaft für humanes Sterben in Worte fasst. So hat jeder Arzt die Unterlassung sterbeverzögernder Maßnahmen schon erlebt oder akzeptiert oder anderweitig verantwortet. </p><p class="bodytext">Auf der anderen Seite: Wer der Sterbehilfe das Wort redet, begibt sich auf einen schmalen Grat. Die ethischen Probleme beginnen schon damit, dass in der Praxis der Wille des Betroffenen nur selten wirklich feststeht. Und auch die „Aussichtslosigkeit“ einer Erkrankung mag für die Fälle monate- und jahrelangen Wachkomas zwar eindeutig gegeben sein – aber viele Ärzte haben Fälle erlebt, wo scheinbar hoffnungslos erkrankte Patienten sich wieder erholten. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Die praktischen Fragen </strong></span>sind jedoch die schwierigsten: Wie wird verhindert, dass ein Recht auf Sterbehilfe missbraucht wird? Von Erben, die schneller erben wollen, von Krankenhäusern, die in Zeiten der Fallpauschalen teure „Fälle“ loswerden wollen, von Ärzten, die Behandlungsfehler vertuschen möchten? Für diese Fragen gibt es zwar Ansätze einer Antwort, wie z. B. die Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung aus dem Jahr 2004, aber keine allgemein akzeptierten und für praktikabel erachteten Lösungen. </p><p class="bodytext">Viele Ärzte und Pflegende tun sich deshalb schwer mit der Sterbehilfe – und ganz besonders die in der Palliativmedizin tätigen Pflegenden und Mediziner. Sie erleben, dass viele Menschen ein pauschales Recht auf Sterbehilfe deshalb einfordern, weil sie Angst davor haben, in den letzten Tagen und Wochen alleine gelassen zu werden und große Schmerzen unbehandelt aushalten zu müssen. Doch diese Probleme sind heute lösbar – wie die Zufriedenheit der meisten Patienten und ihrer Angehörigen zeigt, die palliativmedizinische Leistungen in Anspruch genommen haben. </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift">Die Palliativmedizin setzt genau da an, wo der Wunsch nach Sterbehilfe in der Regel seinen Ausgang nimmt: bei der Angst vor unerträglichen Schmerzen und bei der Angst vor dem totalen Verlust der Menschenwürde. Sie schafft (fast immer) Lebensqualität statt nur ein erträgliches und rasches Ende. Palliativmedizin und Palliativpflege können allerdings nicht in allen Fällen helfen – insbesondere, wenn die höheren geistigen Funktionen, wie Bewusstsein und die Fähigkeit zur Wahrnehmung und Kommunikation, schon am Erlöschen sind, sind ihre Möglichkeiten begrenzt. </div></p>

Die beziehungsorientierte Dimension

<p class="bodytext">Der Mensch ist von Geburt an auf Beziehungen angewiesen. Von klein auf macht er (körperliche) Erfahrungen des Angenommenwerdens, z. B. wenn er als Säugling beim Stillen im Arm gehalten wird. Auch wenn das sexuelle Verlangen noch nicht ausgeprägt ist, so wird auf diese Weise doch das Grundbedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit durch den Haut- und Blickkontakt erfüllt. Mit der Pubertät bekommt das Bedürfnis nach Beziehung und Angenommensein eine zusätzliche Richtung: Man fühlt sich auf einmal auch „sexuell&quot; von anderen Menschen angezogen. Der Körper befindet sich im Umbruch und die emotionalen Interessen verändern sich. Es entstehen der Wunsch und das Verlangen nach sexueller Befriedigung, das sich beim Mann beispielsweise durch den ersten Samenerguss bemerkbar macht. Man probiert seine neuen Bedürfnisse aus und möchte sie mit jemandem teilen. Sexualität als eine Form des Kontakts zu sich selbst und zu anderen und unsere sexuellen Erfahrungen und Fantasien fließen in jede neue Beziehung mit ein. </p><p class="bodytext">Neben dem Wunsch, sich in einer Beziehung geborgen zu fühlen und dem anderen vertrauen zu können, steht die gemeinsam erlebte Sexualität im Vordergrund. </p><p class="bodytext"><div class="gh_warnung">Ein erfülltes Sexualleben ist für die meisten Paare ein Indiz, dass mit ihrer Beziehung alles stimmt. Sexuelle Probleme stehen daher auch fast immer für Partnerschafts- oder Kommunikationsprobleme. </div> </p><p class="bodytext">Oder anders herum: Beziehungsstörungen sind die häufigste Ursache für Probleme beim Sex. Viele Frauen und Männer neigen dennoch dazu, ihre sexuellen Probleme mit rein körperlichen Ursachen zu erklären. Häufig haben die Paare jedoch einfach verlernt oder versäumt, sich über ihre Wünsche, Erwartungen und Ängste auszutauschen, bis sich diese &quot;Sprachlosigkeit” auch in ihrem Sexualleben bemerkbar macht. Aber auch fehlende, nicht bewusst miteinander verbrachte Zeit, (Alltags-)Stress oder der Rückzug eines Partners aus Angst vor zu viel Verbindlichkeit (z. B. bei einseitig bestehendem Kinderwunsch) wirken sich negativ auf die sexuelle Aktivität eines Paares und die Lust auf einander aus. Für den Erfolg einer Paar- bzw. Sexualtherapie ist es deswegen unerlässlich, bei sexuellen Problemen die häufig dahinter liegenden Beziehungsstörungen zu erkennen und zu behandeln. </p>

Sexuelle Orientierung

<p class="bodytext">Unter sexueller Orientierung versteht man, zu welchem Geschlecht sich jemand mit seinem Fühlen und Begehren sexuell hingezogen fühlt. Zu den sexuellen Grundorientierungen zählen die Heterosexualität, Homosexualität und Bisexualität sowie für viele Sexualwissenschaftler*innen auch die Pansexualität und Asexualität. </p><p class="bodytext">Anders sieht es bei der Pädophilie aus. Diese als „sexuelle Orientierung“ zu bezeichnen, wird heute von den meisten Sexualwissenschaftlern und Medizinern abgelehnt. Sie zählt zu den Störungen der Sexualpräferenz.<strongr /><br /> </p><p class="bodytext"><h5>Heterosexualität</h5> </p><p class="bodytext">Heterosexualität bedeutet, dass sich jemand von Personen des anderen Geschlechts angezogen fühlt. Mindestens 90 % der Menschen in den Industriestaaten streben eine heterosexuelle <i>(hetero</i> wörtlich: der andere, entgegengesetzt) Beziehung an. Weil diese sexuelle Ausrichtung so häufig ist, wurde sie lange Zeit als die „normale&quot; Orientierung angesehen. </p><p class="bodytext"><h5>Homosexualität</h5> </p><p class="bodytext">Jemand fühlt sich sexuell von gleichgeschlechtlichen Personen <i>(homo</i> wörtlich: gleich) angezogen. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich für männliche Homosexualität der Begriff „schwul&quot;, für weibliche „lesbisch&quot; durchgesetzt. Schätzungen zur Häufigkeit von Homosexualität variieren, man geht jedoch davon aus, dass etwa 10&nbsp;% der Männer und etwa 5 % der Frauen homosexuell sind. Meist wird die homosexuelle Orientierung erstmals in der Pubertät empfunden, viele Menschen erleben diese Neigung bei sich jedoch anfangs als fremd und reagieren mit Abwehr. Daran schließt sich für die Betroffenen ein Prozess der Klärung ihrer Gefühle und Bedürfnisse an, der häufig in ein </strong>Coming out,</b> also ein Bekenntnis zur homosexuellen Orientierung mündet. </p><p class="bodytext">Früher wurden homosexuelle Neigungen und Handlungen als krankhaft angesehen und unter Strafe gestellt (in Deutschland bis 1974). Heute begreift sowohl die Medizin als auch die Rechtsordnung Homosexualität als normale Variante der sexuellen Orientierung, die zudem in allen Kulturen der Menschheit anzutreffen ist. </p><p class="bodytext">Die Frage, ob Homosexuelle unter ihrer sexuellen Identität leiden, ist müßig – die Zahl der Heterosexuellen, die Probleme mit ihrer Sexualität haben, dürfte viel größer sein. Auf der anderen Seite gibt es auch heute in unserer vergleichsweise toleranten Kultur Frauen und Männer, denen ihre homosexuelle Orientierung zu schaffen macht (wie andere sexuelle Orientierungen auch). Entscheidend ist, was der oder die Einzelne aus seiner Sexualität macht, ob sie in das Leben integrierbar ist oder als Belastung und Bedrohung erlebt wird. </p><p class="bodytext"><h5>Bisexualität</h5> </p><p class="bodytext">Sexuelles Interesse an Personen beiderlei Geschlechts. Nur 1–2 % der Menschen bezeichnen sich als bisexuell. Die meisten Bisexuellen berichten in Bezug auf ihre sexuellen Fantasien doch von der Vorliebe für <i>ein</i> Geschlecht. Vorübergehend bi- bzw. homosexuelles Verhalten ist z. B. in Gefängnissen oder während Kriegszeiten ein häufiges Phänomen, wenn das Wunschgeschlecht als Partner*in nicht zur Verfügung steht. </p><p class="bodytext">Aber auch Menschen mit einer grundsätzlich heterosexuellen Orientierung machen im Verlauf ihres Lebens homosexuelle Erfahrungen. Und nicht jeder Mensch, der in seiner Jugend gleichgeschlechtlich interessiert ist, ist dies im Erwachsenenalter immer noch. </p><p class="bodytext"><h5>Pansexualität</h5> </p><p class="bodytext">Pansexualität bedeutet, dass das Geschlecht oder die Geschlechtsidentität der Partner*in für die eigene Sexualität und das eigene Liebesempfinden keine Rolle spielt. Im Gegensatz zur Bisexualität umfasst dies etwa auch intersexuelle Menschen. Das Begehren bezieht sich jedoch nur auf erwachsene Menschen, dehnt sich also nicht über Alters- oder Artengrenzen hinweg aus. </p><p class="bodytext"><h5>Asexualität</h5> </p><p class="bodytext">Asexualität bezeichnet die Abwesenheit des Verlangens nach sexueller Interaktion überhaupt. Die Asexualität gilt inzwischen neben der Hetero-, Homo- und Bisexualität als 4. Form der sexuellen Orientierung. Asexuelle haben kein Interesse an Sex, können aber wie alle anderen Menschen eine allgemeine Libido haben, d. h. ein spontanes Auftreten sexueller Erregung oder das Bedürfnis nach Masturbation. Asexualität schließt auch Partnerschaft und romantische Anziehungen nicht aus. Viele Asexuelle wünschen sich Beziehungen auf einer für gewöhnlich rein platonischen Basis. Um die öffentliche Akzeptanz bzw. Diskussionen über Asexualität für Außenstehende sowie das Wachstum und die Kommunikation einer asexuellen Gemeinschaft zu erleichtern wurde das Netzwerk AVEN gegründet. Mehr dazu unter <a href="http://www.aven-info.de/asexualitaet/index.html" target="_blank">www.aven-info.de</a>. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><h5>Weiterlesen:</h5> </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><ul><li>Was ist Sexualität?</li><li>Geschlechtsidentität</li></ul></p>